Musikverrueckte Menschen sind die Sahne auf unserem Kuchen

MAXIM KOWALEW DON KOSAKEN CHOR Würzburg, Deutschhauskirche, 25.09.08

Eine Einladung einer “alten” Freundin bracht mich zum Auftritt dieser Truppe. Nach rund 1000 erlebten Erfahrungen in den Bereichen Rock, Blues, Jazz, Pop, Worldmusic, Sinfonik oder Kammermusik war es das erste vokal-klassisch-sakrale Konzert meines “jungen” Lebens. Die Location war gnadenlos gut. Eine Kirche mit einem riesigen gothischen Schiff (hat nichts mit Myrtana zu tun, sorry!) bietet aufgrund der guten Akustik beste Voraussetzungen. Zumal Dr. Music in der gleichen Kirche bereits zur Hochzeit von Gina und Albrecht die Hymne von Barclay James Harvest zum Besten gegeben hatte. (Angeber! Anm.d.Verf.)

Das Konzert war “zweigeteilt”. Zunächst gab es sakrale Lieder von Tschaikowski oder Bortnianski, für die Zeit nach der Pause waren volkstümliche russische Stücke angekündigt. “Da hatte ich mich ja auf etwas eingelassen!”, dachte ich bei mir. Aber meine Bedenken wurden spätestens beim 4. Stück zerstreut. Das Publikum (ich auch) war begeistert. Dann kam das Lied “Abendglocken”. Viktor Dzemiankow schwebte mit gefühlvollem Beitrag wie ein letzter Sonnenstrahl über den Köpfen der Anwesenden. Ich sah mich um und bei einigen Anwesenden standen doch tatsächlich Tränen in den Augen. Der Bassist Andrej Kzymat. Ein Kerl wie ein Baum und eine Stimme wie eine 1000jährige Eiche. Die Frau neben mir wisperte: “Die holen nicht mal Luft!”

STICHWORT MAXIM KOWALEW: Das Talent bekam er als Sohn einer deutschen Gesangslehrerin und eines russischen Pianisten und Klavierlehrers in die Wiege gelegt. Sein Gesangsstudium absolvierte er an der berühmen Musikhochschule in Danzig. Dort erwarb er den akademischen Grad “Magister der Kunst”. Danach erhielt er eine Vielzahl von Opern-Engagements und sang u.a. auch im Ural- und Wolga- Kosaken Chor. Er bereiste die russisch-orthodoxen Klöster, um seine Kenntnisse im Bereich der östlichen Chormusik zu perfektionieren. Nach zahlreichen internationalen Erfahrungen sang er 1994 in einem Chor, aus dem dann später die MAXIM KOWALEW DON KOSAKEN hervorgingen.

Dann packte Oleg Kupchenko sein Akkordeon aus und gab einen kurzen Anschmecker auf die zweite Hälfte des Konzerts. Seine eigene Stimme ist laut und klar, aber zu keiner Zeit gewaltig störend, wie man es von zahlreichen beleibten Tenören kennt. Beim Soldatenlied war ich dann schwer in Versuchung ein “Yeehaw” zu brüllen. Interessante Tatsache war auch: Jedes Mal, wenn einen das Gefühl beschlich, jetzt ist die Lautstärke dieser Sänger nicht mehr zu toppen, wenn sie gemeinschaftlich im Satz sangen, setzte der nächste Solist einen drauf und übertönte locker die anderen Jungs.

Fazit: Ein Traum von einer Darbietung. Das einzige, das ich zu bemängeln hatte: Es gab weder auf der Bühne noch im Publikum irgendeine Form von Headbanging. Ein Foto-Shooting war auch lediglich für die erste Hälfte mit den sakralen Liedern vereinbart gewesen und da war kaum Bewegung bei den konzentrierten Sängern, denen es trotz (oder vielleicht auch deswegen) aller Bewegungsarmut gelang, alles aus sich heraus zu holen. Nach dem Konzert sprach ich kurz den Gründer des Chors, Herrn Kowalew, an und er erzählte mir tatsächlich, dass die Mitglieder der Truppe so gut wie nie zu Proben zusammen finden. CDs würden während zwei, drei Tagen und die Songs dabei meistens in einem Take aufgenommen. Unglaublich.

Die Webseite der MAXIM KOWALEW DON KOSAKEN mit Hörproben und natürlich CD-Bestellmöglichkeit. Ein perfektes Weihnachtsgeschenk! Wer die Truppe buchen möchte: www.kosaken.de oder 0221 / 9 23 02 61